2021-Teil 1- Der Schärengarten von Stockholm

Liebe Leute,

lasst euch diesmal nach langer Ankündigung in eine der schönsten Landschaften Europas entführen:… den Schärengarten Stockholms.

Es ist noch ziemlich früh im Jahr, um einen Kajakurlaub im Norden zu beginnen. Deshalb suchten wir uns als ersten Abschnitt diese interessante Landschaft östlich der schwedischen Hauptstadt aus, da hier alles doch noch einen südlichen Einfluss hat.

Wie immer ist die Vorbereitung chaotisch und verlangt eine mehrwöchige Planung..

Doch erst einmal springen wir ein wenig   in die Vergangenheit..

Es gab eine Zeit, da waren hier in Europa noch Säbelzahnkatzen, Riesenhirsche, Waldelefanten, Wollnashörner und das Mammuts unterwegs..

Das änderte sich mit dem Ende der letzten großen Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren. Mit dem Rückzug der teilweise kilometerhohen Eismassen wurde die Landschaft der Erde neu geformt und viele Großtierarten starben aus.  Es entstanden u.a. die norwegischen Fjorde und unsere schöne Ostsee mit ihrer tollen Schärenlandschaft. Der zweitgrößte Schären“haufen“ liegt dabei nahe Stockholm. Es sind wohl an die 30.000 Inseln ..und es werden immer mehr, da sich noch heute das Land um jährlich ca. 0,5 cm hebt..

Geologisch gesehen gehören die Schären zusammen mit den größeren, jedoch üppiger bewachsenen Holmen zu den Rundhöckern.  Mit dem Abtauen der Eismassen tauchten die vom Gewicht des Eises befreiten Gesteinsmassen in Form von vielen kleinen Inseln erst in den letzten 10.000 Jahren nach und nach aus dem Meer auf.

Das Jungpleistozän (auch Oberes PleistozänSpätpleistozän oder Tarantium) ist der jüngste und zugleich kürzeste Abschnitt des Pleistozäns, des Zeitalters der wechselnden Warm- und Eiszeiten. Es begann vor 127.000/126.000 Jahren und endete vor 11.784 (± 69) Jahren mit einer globalen Erwärmung, dem Holozän, das bis heute andauert. Das Jungpleistozän umfasst die Eem-Warmzeit und die Letzte Kaltzeit.

Bis ins Holozän überlebt hat zumindest gebietsweise das Wollhaarmammut. Es fand noch bis ca. 4.000-1.700 v. Chr. letzte kleine Refugien auf Inseln z. B. der Wrangelinsel.

Ausgedehnte europäische Schärenlandschaften gibt es an den Küsten Norwegens, Schwedens und Finnlands (Schärenmeer vor Turku) aber auch in größeren Seen dieser Länder (z. B. Mälaren, Vättern). Hier sind die größeren Inseln oft bewohnt. Außerhalb Europas findet man Schärenlandschaften vor allem an der Atlantikküste Kanadas und an der Hudsonbay (Nordkanada). Schären erheben sich selten mehr als 50 Meter über das Meer und sind je nach Lage, Klima und Windverhältnissen mit Grasflächen, Büschen oder niedrigen Baumbeständen bewachsen. Auf der Festlandseite der Schärenlandschaft befinden sich oft geschützte Häfen und Fahrwasser, jedoch ist die Navigation dort infolge vieler Untiefen oft anspruchsvoll.

Dieses Problem haben wir jedoch mit unseren Kajaks nicht.

02.06./03.06.2021

Der 2-Etappen-Start verläuft optimal von meiner Heimatstadt bzw. später nahe Neubrandenburg..

..und ..dann sind wir bereits im Rostocker Hafen..

Das kleine Problem ist, Tom Sawyer kommt 2 Stunden später als geplant..

Dann geht alles sehr schnell und 1 .00 legen wir ab. Mehrere Kreuzfahrtschiffe ( TUI und AIDA) liegen hell erleuchtet vor Ort und fahren lt. Aussagen eines Hafenmitarbeiters ab und an mit etwas Personal auf der Ostsee herum.. Tja, auch Kreuzfahrtschiffe müssen sich bewegen..

04. Juni 2021..Die Fähre holt fast die gesamte Verspätung auf und wir erleben die Einfahrt Trelleborgs gegen 7.00 Uhr..

..und wie fast nicht anders zu erwarten, wird die ganze Kolonne komplikationslos durchgewunken..

Nach etwa 500 Fahrkilometern finden wir ein ruhiges Plätzchen nahe Kimstad. Wir brauchen unbedingt eine große Mütze voll Schlaf und sinken nach dem Abendbrot und einem ersten kleinen Bad völlig erschöpft danieder.

Gute Nacht

Samstag, der 05. Juni 2021 ..die letzten ca. 250 km bis zu unserem geplanten Einstiegsort verlaufen trotz Staus in Stockholm recht flüssig. Gegen 14.00 stehen wir dann vor einer verschlossenen Schranke. Auch die Nachbarwege zur Ostsee sind keine wirkliche Alternative. Das große Problem ist es, einen mehrwöchigen Parkplatz für unser Gespann zu finden. Wir fragten auch Privatleute, die sich aber nicht für die drei Wochen durchringen konnten.. Ein Bezahlparkplatz, für den sie ca. 30 €/ d haben wollten, schloss sich von selbst aus. So steuerten wir dann letztlich einen Campingplatz nahe des Kapellskär Habour an, um nochmals eine Nacht zu verbringen. Unsere Fahrzeuge können wir auch hier stehen lassen.

Morgen geht‘ s richtig los….doch erstmal knutscht Elke fast dieser junge…

Sonntag, der 06.06.2021…Bei hochsommerlicher Temperatur fahren wir zum Hafen, packen..

und fahren mit Beiboot los..

Es ist fast ölige See und wir überqueren zügig die Hauptroute der Fähren nach Finnland, Estland, etc.

..und landen an der Westspitze der Insel Vasteron, einem Naturreservat..

Himmlisch..

Hier werden wir ein wenig bleiben..

Mo hat bereits ein gemütliches Plätzchen gefunden.., do wo schlafen wir?

Nach dem Essen verfliegt dieser wunderschöne Tag irgendwie..

07. Juni 2021… ein wiederum sonniger  Tag mit einer Menge Eindrücke. Wir paddeln rund 20 km mit Danny und suchen nach potentiellen Übernachtungsmöglichkeiten auf der Rücktour..

Unsere Insel…

..und der Blick in die Glaskugel versüßt uns den etwas windigen und kühlen Abend..

Dienstag, der 08.06.2021…ein etwas wolkiger und recht windstiller Tag  beginnt, aber schnell gewinnt die Sonne wieder Oberhand. Wir packen nach dem Frühstück ein Kajak und fahren Richtung Südost an der Insel Vidingsöra vorbei Richtung offene See..

… ein Traum..

Wir landen auf einer kleinen namenlosen Insel und erkunden sie genau..

..und wir lassen uns in den Abend treiben..

09. Juni 2021…heute werden wir den Osten erkunden und fast bis an den Rand der Schären fahren, wenn wir es schaffen..

Auch heute entern wir nach ca. 10 km eine kleine Insel, die durchaus auch zum Campen geeignet wäre..und machen eine wohlverdiente Pause..

..was es hier alles in der Flora gibt. Unsere Fotografin Elke Riedel ist begeistert:

Dann erkunden wir unseren Rückweg aus der Luft.. Oh, wir müssen unserer kleinen Hummel noch einen Namen geben..

Man sieht erst aus der Luft, dass uns nur wenige Meilen von der offenen See trennen..

Vor dem Rückweg gibt’s ein kühles……..Bad..

Wir fahren die oben gelb gekennzeichnete Strecke und kommen in eine Inselchenkette, die mit schwedischen Wochenendhäuschen locker bebaut ist.. Toller Standort, um auszuspannen. Allerdings ist die nächste Straße wohl 20 km weit weg..

Der Wind frischt auf und wir ‚ keulen‘ die 12 km zurück..

Der Abend ist da,..wir waren 6 Stunden unterwegs..

Bei diesem schönen Bild fragt man sich, wer in unserem Leben eigentlich die Kreise zieht.. Täuschen wir uns nicht alle, wenn wir denken, wir stehen im Mittelpunkt…wie diese Muscheln…und sind sie eigentlich offen oder bereits lange Zeit schon tot..? Aber sind diese Kreise real oder dabei nur eine Laune der Natur..?

Viele Grüße und schlaft gut..

10.06.2021…unser heutiger Ausflug führt uns als erstes zurück zum Campingplatz, um etwas Trinkwasser zu fassen. Zwar kochen wir mit Salzwasser und auch das Kaffeewasser wird aus Regenwassertümpeln gefiltert. Reines Trinkwasser wollten wir jedoch bei den Häuschen erbitten, die man ab und an auf einigen Inseln antrifft. Leider sind sie alle noch unbewohnt, da die Sommerferien in Schweden erst nächste Woche beginnen.

..unterwegs zur Insel Sundskär..

Der Maiglöckchenduft liegt überall in der Luft..und auf manchen Inselchen gibt’s auch massenhaft Bärlauch..

Der Wind ist auf 5 Windstärken angestiegen.. Wir hangeln uns im Windschatten der Inseln zurück zum Basiscamp.

11.-13.6.2021..die Windverhältnisse lassen es nicht zu, dass wir zu anderen Inseln aufbrechen. Bei bis zu Windstärke 6 (starker Wind, ~12 m/s), der manchmal auch um bis zu 180° dreht, wird unsere Insel inspiziert, gelesen und erzählt. Meist ist die Sonne im Spiel..

Komischer Weise legt sich am Abend der Wind meist ein wenig und sorgt für schöne Bilder:

14.-20. Juni 2021.. Eine sehr gemischte Woche geht ihrem Ende entgegen. Bedingt durch meist stürmische See können wir uns lediglich am 16. durchringen, unsere Trinkwasservorräte zu erneuern. Die Rückfahrt ist bei Windstärke 6 und teilweise 7 schon etwas abenteuerlich, aber der Prijon Dreier kämpft sich dank unserer Muskelkraft auch durch diese Wellen, Gischt und Wind. Allerdings müssen wir statt 7 km Rückweg die doppelte Strecke zurücklegen, da es ansonsten zu gefährlich wäre..

Am 19.06. gelingt uns ein Abstecher zu Insel Norröra…

Doch fast jeden Tag haben wir Sonne und in unserer Bucht können wir gut baden..

21./22. Juni 2021..Midsommar, allerdings wird dieser 2021 in Schweden erst am 25., also am Freitag gefeiert. Wir lassen‘ s uns trotzdem mit einem kräftigen Grog gutgehen..

Genau um Mitternacht erstirbt der Wind und Luna beschehrt uns eine beeindruckende Stimmung:

.. kein Lüftchen, kein Geräusch..und es wird auch nie wirklich richtig dunkel..

Der nächste Tag empfängt uns wieder mit goldenen Strahlen..

Die Unterwasserwelt wird ein wenig erkundet..

..bis der rückkehrende Trinkwasserheranschaffer mit dem Paddel den friedlichen Schnorchler erschreckt..

Der Wind frischt wieder auf und wir suchen etwas den Schutz der Felsen..

23./24. Juni 2021.. die letzten Stunden auf unserer schönen Insel bringen kein neues Schwanenleben hervor, d.h. unsere “ Buchtschwäne“ sind noch nicht Eltern geworden.. Eibe kleine schwedische Rentnegruppe landet bei uns an und wir unterhalten uns über deren Bahnreise nach Erfurt und Weimar und deren Besuch im Bauhausmuseum. Wir beschließen, bereits am 24. die Hauptstrecke Richtung Ausgangspunkt zurückzulegen, um nicht doch noch vom Wind überrascht zu werden. So übernachten wir später auf der kleinen Insel Lilla Fällen..

Die Insel Lilla Fällen liegt nahe der Hauptverbindungen der Fähren nach St. Petersburg  bzw. Finnland. Dementsprechend viele Fähren und Kreuzfahrtschiffe kommen vorbei und senden ihre tonalen Komponenten.. Grauslig..ein Grundstück möchte ich dort nicht geschenkt haben..obwohl die Landschaft schön ist..

25. Juni…der offizielle Midsommär-Feiertag in diesem Jahr in Schweden… für uns heißt es Abschied nehmen..

Wir hatten meist wunderbares, sonniges Wetter und haben in den Tagen ca. 140 Paddelkilometer zwischen den Inseln zurückgelegt. Was bleibt, ist eine unauslöschbare Erinnerung an ein wunderschönes Stück Erde..

Etwa 130 km weiter trennen sich unsere Wege. Elke verlässt uns und fährt von der Visinge- Station mit der historischen Roslagsbanan (1885) nach Stockholm, wo sie noch ein paar Tage verbringen wird..

Wir danken ihr für die viieelen schönen und professionellen Fotos, die auch noch später wesentlich ergänzt werden und wünschen ihr einen schönen Aufenthalt in Stockholm..

Hier noch ein paar von Elke nachgereichte wunderschöne Tierfotos:

…. unser Kompass zeigt nunmehr immer Richtung Nord..Der Nationalpark Stora Sjöfallet ist unser nächstes Ziel. Aber bis dahin gilt es noch rund 1000 km mit dem Auto zurückzulegen…

Bereits 2018 auf unserer Inarisee- bzw. Barentssee-Tour waren wir hier..

Es ist eine lustige Stimmung hier, auf dem zugegeben nicht luxeriösen Zeltplatz. Die Schweden singen beim Feuer, spielen Mitternacht noch pool und sind eine spürbar gute Gemeinschaft..

… Ich würde mich freuen, wenn es euch gefallen hat und ihr uns auf den weiteren Abschnitten begleiten würdet..

14 Comments

  1. Das mit der Fähre sah jetzt aber nicht so erholsam aus. 😀
    Ansonsten schicke, idylische Locations habt ihr da gefunden.
    Wir drücken euch die Daumen, dass das Wetter so bleibt.
    LG Dorina & Robert

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  2. Traumhafte Bilder bei schönem Wetter…saugt Alles in Euch auf…aber wo kommt die Glaskugel her ? Es grüßt ganz lieb Martina

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  3. Hallo aus Hainewalde, heute das erste mal den Block gesichtet. Wirklich schön was ihr da treibt. Könnte mir auch gefallen … Hast du schon Fisch gefangen? … Wünsch Euch was – ich schau wieder rein. LG Alex

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  4. Man könnte neidisch werden oder sich mitfreuen 😀 Ich wähle Letzteres und wünsche euch weiter eine wunderschöne und prägende Zeit LG Matthias aus Hainewalde

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  5. Tolle Reiseimpressionen, die Kombi der Perspektiven… Drohnenflug, Makro…. alles dabei und vieles auch sehr lyrisch im Bild. Weiter gute Reise!

    LG Alina

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    1. Vielen Dank Alina, wir sind mittlerweile wieder in Südschweden angelangt und werden hier noch ein paar Wochen verbringen. Schau doch mal in Teil 3 nach, wenn du magst. Jede Station hat so Einiges zu bieten, meine ich 😀

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